Kinderschlaf

Einer ist immer wach
Kinderschlaf

Erst braucht man Jahre, bis man ihnen mit viel Liebe, Geduld und Unmengen von Ritualen beigebracht hat, ein- und auch durchzuschlafen, und kaum ist das gelungen, bekommt man sie nicht mehr aus dem Bett. Das Thema Schlaf zieht sich in wandelnder Form durch die gesamte Kindheit – und kostet uns Eltern nicht selten eine Menge Nerven. 

Der Babyschlaf

Ein Neugeborenes braucht noch bis zu 18 Stunden Schlaf innerhalb von 24 Stunden – portionsweise. Wenn es dumm läuft für die Eltern, dann in sehr kleinen Portionen. Allein das ist ja schon – Hormone hin oder her – eine echte Herausforderung. Dazu kommen all die Unsicherheiten: Welche Schlafposition ist die richtige, etwa um den plötzlichen Kindstod zu vermeiden? Und wenn das Neugeborene lang schläft, sollten wir es wecken, damit es trinkt? Ab wann sind Rituale wichtig? Und wie bringen wir ein Baby dazu, wieder von alleine einzuschlafen, wenn es zwischen den Schlafphasen mal wieder aufgewacht ist? Bei jedem Quäkerchen reagieren, um Sicherheit zu geben, oder doch eher mal ein bisschen quengeln lassen? Im eigenen Bett, der Besucherritze des Elternbettes oder doch besser im Beistellbettchen? Soll ja auch schon mal jemand sein Kind im Schlaf erstickt haben … was übrigens nur unter Medikamenten-, Alkohol- oder Drogeneinfluss passieren kann. Trotzdem: Frischgebackene Eltern haben es da nicht leicht. Zum einen wissen alle alles besser, und zum anderen funktioniert manchmal eh nichts, außer viiiiiel Geduld.

Kinderschlaf ist individuell

Und kommt ein Geschwisterchen dazu, dann könnte das mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit immer ausgerechnet dann am besten schlafen, wenn das Ältere vom Kindergarten abgeholt oder zum Training gebracht werden muss. Aber auch, wenn es zweifelsohne in manchen Momenten so wirkt, als würde man nie mehr auch nur eine Nacht durchschlafen – das ändert sich wieder. Ganz bestimmt. Und bei jedem Kind. 
Es ist keinesfalls notwendig, so grausame Ratgeber wie „Jedes Kind kann schlafen lernen“ hinzuzuziehen. Und man muss sich auch keine Gedanken machen, wenn das eigene Kind nicht auf jeder Party friedlich in der Ecke schlummert und man stattdessen zu den Eltern gehört, die um sieben heimmüssen. Jede Familie findet ihren eigenen Weg, und das ist auch gut so, denn jedes dieser kleinen Persönchen ist eine Persönlichkeit und es hat selten etwas mit den Fähigkeiten der Eltern zu tun, ob und wann ein Kind schläft. 

„Meine Mutter hat mich immer gerügt, weil ich es nicht geschafft habe, meine erste Tochter mittags zum Schlafen zu bringen. Und weil ich dachte, das muss so sein, habe ich die Kleine und mich Nachmittag für Nachmittag zur Ruhe gezwungen – für beide keine schöne Erfahrung. Bis das zweite Baby kam und gefühlt kaum mal aufgewacht ist. Da musste auch die Oma zugeben, dass es nicht an mir lag, sondern einfach am Charakter des Kindes.“ Die beiden Mädchen von Johanna sind inzwischen erwachsen, und noch immer ist die Große bis in die Puppen wach, wohingegen die Jüngere nach wie vor Schlafen ihr Hobby nennt. Trotzdem: Ein paar Rituale, ähnliche Bettzeiten und die notwendige Ruhe im Außenbereich können durchaus helfen, gut in den Schlaf zu gleiten. 

Wie viel Schlaf braucht ein Kind?

Sind die Kinder mal im Kindergarten, spätestens in der Schule, wird es meist etwas ruhiger um das Thema Schlafen – solange man im Großen und Ganzen dafür sorgt, dass es genügend Schlaf ist. Problematisch wird das Thema aber wieder in der Pubertät. Denn plötzlich ticken die Uhren anders. Die Youngsters finden abends nicht ins Bett und morgens nicht mehr raus. Doch zum Trost aller Eltern sei gesagt: Das ist ganz normal. Studien belegen, dass etwa der Schulbeginn um 8 Uhr völlig entgegen dem jugendlichen Rhythmus ist.  Das liegt zum einen an den Hormonen, und zum anderen greift hier die „Wächterhypothese“. Forscher haben festgestellt, dass bei sozialen Gruppen – und dazu gehören zum Beispiel auch Ratten – nie alle gleichzeitig schlafen. Das erhöht nicht nur die Sicherheit, das erleichtert auch die Nahrungsaufnahme. Somit wissen Teenager-Eltern wenigstens, warum früh morgens oft ihr Kühlschrank leer ist. Aber immerhin waren sie währenddessen gut vor Überfällen geschützt.

Schlafhygiene: 

- Tagsüber das Kind sich richtig austoben lassen – möglichst an der frischen Luft. 
- Abends nur eine leicht verdauliche Mahlzeit zubereiten.
- Bettgehzeiten einigermaßen einhalten (Ausnahmen bestätigen die Regel).
- Zimmer etwas abdunkeln und eine gemütliche, aufgeräumte Atmosphäre schaffen.
- Noch einmal über den Tag sprechen – in dieser stillen Stunde kommen oft Themen zur Sprache, die das Kind beschäftigen.
- Feste Rituale wie Vorlesezeit einführen.

Text: Simone Blaß

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