SMV

Gelebte Demokratie
Schülermitverantworung

Wie im politischen Großen so auch im schulischen Kleinen: nicht jeder Einzelne kann gefragt werden. Einer muss entscheiden – und das möglichst verantwortungsvoll. Alle sechs Schularten, die wir in Bayern haben, stellen Schülersprecher, und deren Einfluss ist nicht zu unterschätzen. Für Hana, Helena und Mohamed, die Schülersprecher des Emmy- Noether-Gymnasiums in Erlangen, ist es wichtig, dass ihre Projekte und Aktionen allen Schülern zugutekommen und – auch schulübergreifend – eine echte Schülergemeinschaft entsteht.

Schüler mit Verantwortung

Schülermitverantwortung – also sozusagen „Schüler mit Verantwortung“, die in der Schule Verantwortung übernehmen, die mitgestalten. Die SMV, geprägt von den Schülersprechern, bietet diese Möglichkeit zur Mitgestaltung. Es wird diskutiert, gemeinsam entschieden, es wird vermittelt und versöhnt. Nur so lernt man demokratische Strukturen von Grund auf. Ein Interesse an Politik und demokratischen Vorgängen ist also auf alle Fälle von Vorteil, da sind sich die drei vom ENG sicher. „Um bei der SMV mitzumachen, braucht man aber nicht erst Klassensprecher zu sein. Jeder, der Interesse daran hat, sich zu engagieren und etwas für die Schüler zu bewirken, ist herzlich willkommen“, erklärt Helena, die gerade die Zehnte abgeschlossen hat. „Es ist sogar von herausragender Bedeutung, dass die SMV eine breite und vielfältige Vertretung der Schülerschaft darstellt und dass allen die Möglichkeit gegeben wird, sich aktiv einzubringen, Projekte mitzugestalten, für die Schüler da zu sein.“

Demokratie in der Schule

Der amerikanische Philosoph John Dewey, übrigens gleichzeitig auch Pädagoge, sagte bereits vor über 100 Jahren: „Eine Gesellschaft mit zu wenigen unabhängigen Denkern ist anfällig für die Kontrolle (…). Eine Gesellschaft, die ein kostenloses und demokratisches soziales System schaffen und aufrechterhalten möchte, muss eine verantwortungsvolle Unabhängigkeit des Denkens unter den Jungen schaffen.“ Natürlich bedeutet demokratische Schulentwicklung nicht nur, dass es eine SMV gibt, sondern sie ist stattdessen ein Prozess, der das ganze Schulleben betrifft. Schon die Wahl des richtigen Klassensprechers ist der erste Schritt in Richtung gelebte Demokratie. Aber ist eine Klassensprecherwahl nicht eher ein Beliebtheitsranking? „Leider ist es wahr, dass manchmal Klassensprecher, die nicht geeignet für das Amt sind, gewählt werden“, bestätigt Hana, die jetzt in die Zehnte kommt. „Das bezieht sich aber hauptsächlich auf jüngere Schüler. Natürlich macht uns das dann die Arbeit schwer, weil diese Schüler oft nicht die Verantwortung übernehmen und die Aufgaben, die wir ihnen geben nicht ordentlich erledigen. In solchen Fällen müssen wir hin und wieder übernehmen oder verbessern. Aber wir haben auch schon erlebt, dass einige Klassensprecher sich verändert und ihre Verantwortung dann ernst genommen haben.“

Der Landesschülerrat

In der Regel wählen die Klassensprecher die drei Schülersprecher, diese wiederum vertreten die Schüler als deren Stimme, zum Beispiel in Versammlungen mit der Schulleitung und den Vertretern von Lehrern und Eltern. Einer von ihnen darf auf die Bezirksaussprachetagung (BAT), bei der der Bezirksschülersprecher gewählt wird. Diese „Bezis“ diskutieren viel über Schule und Bildungspolitik, stehen Schülersprechern mit Rat und Tat zur Seite und helfen bei SMV-spezifischen Problemen, bei denen es nicht gelingt, sie schulintern zu lösen. Sie nehmen zudem an der Landesschülerkonferenz und damit an der Wahl des Landesschülerrats teil. Dort kommen – schulübergreifend – alle Bezirksschülersprecher zusammen, stimmen über Anträge ans Kultusministerium mehrheitlich ab – zum Beispiel wenn es um mehr Lehrerstellen für Wahlunterricht oder mehr Sportstunden geht. Außerdem wählen sie die 6 Landesschülersprecher plus Vertreter. Der daraus entstehende Landesschülerrat (LSR) vertritt sozusagen die mehrheitliche Meinung  aller bayerischen Schüler offiziell auf Landesebene. Da die Kulturhoheit bei den einzelnen Bundesländern liegt und keine einheitlichen Regelungen deutschlandweit getroffen werden können, gibt es keine Bundesschülersprecher. 

Das alles ist wichtig. Sehr wichtig. Aber entscheidend für Hana, Mohamed und Helena ist zunächst mal der Status quo an ihrer Schule. Hier soll es laufen, gut laufen. Beschwerden über die Schule finden sie wichtig, „denn nur mit Kritik können wir unsere Schule verbessern“. Aber die Schülersprecher des ENGs wünschen sich, dass zum Beispiel Eltern ihre Verbesserungswünsche nicht nur weitergeben, sondern selbst aktiv werden und sich in schulische Aktivitäten einbringen. Auch als Vorbild für ihre Kinder.

Text: Simone Blaß

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